Hallo,
also, das Implantat geht auf jeden Fall. Zuerst wurde im Hörzentrum geprüft, ob alle Elektroden funktionieren und an den Nerven anliegen. Das war sehr gut und die Töne auch klar und deutlich mit gleichen Abständen. Wenn ich dachte, das war der höchste Ton, dann kam noch einer und noch einer und noch einer....Von 150 bis 8000 Hertz ist alles abgedeckt. Sowas schafft kein Hörgerät.
Jeden Tag wurden Einstellungen vorgenommen und Hörübungen gemacht. Auch hier konnte ich gleich ohne Mundablesen die Zahlen verstehen und auch die Konsonanten bei den Unwörtern wie asa, ata, ana usw. raushören. Aber wenn die Techniker was gesagt hatten zu mir, habe ich absolut kein Wort verstanden. Mir war so, als wäre die Sprache komplett ausgeblendet. Nur so ein leises, eintöniges Gemurmel kam an.
Nach ca. drei Stunden CI wurde dann die Aufblähkurve bestimmt. Liegt bei mir bis 5 KHz bei ca. 50 db, dann weiter bis 8 KHZ bei 30 db. Bis hierher war das CI aber noch leise eingestellt, inzwischen dürfte die Kurve besser sein.
Extrem hohe Frequenzen > 8 KHZ konnte ich nur am "verzogenen" Gesicht der Audiologin erkennen...
Info Aufblähkurve:
Bei diesem Test sitzt du vor einem Lautsprecher mit CI oder HG und meldest dich, sobald du einen Ton hörst oder umgekehrt keinen mehr hörst (je nach Richtung). Das wird für alle Frequenzen gemacht. Bei einem Normalhörenden sind die Werte durchweg bei >0 bis 10 db. Das wird ähnlich wie bei einem Audiogramm aufgezeichnet und oft mit dem Kürzel ABK versehen.
Am dritten Tag konnten die neuen Leute für die EA in einem Museum die Telespule testen. Schade, das nur 3 CI-ler von 10 Neulingen das Angebot wahrgenommen haben. Hier geht es nun mal nicht um das Interesse für die ägyptische Kultur, sondern wie das so mit dem Verstehen geht. Hier konnte ich alles verstehen, wenn auch anstrengend. Wir waren alleine im Museum, es war exklusiv nur für uns geöffnet. Vor 3000 Jahren gab es noch keine Implantate, dass konnte ich deutlich an der Röntgenaufnahme einer Mumie sehen. Nur am Ohr, da war so was wie ne Perlenkette....
Wohnen konnte ich im Hotel mit Sauna (ohne CI, hält nur bis 50 Grad), super Frühstück und Fernsehen. Im Aufzug lief immer Musik. Zuerst nur wie ein Geräusch, und am letzten Tag konnte ich deutlich die Takte und die Musik als solches erkennen.
Bei Medel habe ich auch vorbeigeschaut und gleich eine Teleschlinge geholt, die ich heute überwiegend benutze mit meinem Smartphone für die MP3 Stücke. Ich habe auch ein zusätzliches Audiokabel geholt, weil das mitgelieferte (gelb) auch das Mikrofon anlässt, so dass sowohl via Kabel und auch alles drumherum ins Ohr geht. Das rote Kabel dagegen schaltet das Mikro aus und man kann alles in Ruhe über das Audiokabel genießen.
Am letzten Tag war Telefontraining. Hier habe ich alles verstanden, war aber auch nicht so schwer, aber andere brauchen Jahre, damit aus dem Hören ein Verstehen wird.
Jedoch: Das Hören über Kopfhörer oder MP3 ist was ganz anderes als in der Umwelt und im Alltag.
Die Fortschritte waren in den ersten Tagen sehr gut und schnell. Zahlen und Mehrsilber verstehe ich alles, nur mit den Konsonanten gehts noch nicht so doll (laden, laben, lagen kann ich, aber ch, ck, ss, sch, tt ist schwer). Üben kann ich das am MP3-Player über die Telefonspule oder über Kopfhörer, natürlich frei hören ohne vom Mund zu lesen.
An dieser Stelle aber erstmal 1000 Dank an die Pädagogin und die Technikerin im DHZ, die mir auch einen sehr angenehmen und erfolgreichen Verlauf ermöglicht haben.
So genieße ich heute die hohen Töne wie Vogelstimmen (ein paar sind ja noch hier geblieben und versuchen ihr Bestes....). Besser werden muss auch das Verstehen im Störschall. Das lärmts im Hintergrund und jemand redet. Ein leichtes Ohrgeräusch ist auch immer da.
Insgesamt bin ich insoweit zufrieden, dass es funktioniert und ich absolut nichts merke oder das Gefühl habe, ich habe da was im Kopf oder da baumelt was am Ohr. Es ist total leicht und klein. Gut, dass die KK die Batterien bezahlt, die ich abonniert habe und per Post kommen. Ich werde auch mal in der Bücherei nach Hörbüchern Ausschau halten und schauen, was ich verstehe. Wichtig ist auch, dass ich täglich öfters nur mit dem CI unterwegs bin, damit das Ohr hören lernt und gefordert ist.
Die Lautstärke kann ich auf maximal drehen, ohne dass ich Schaden nehme oder mir unangenehm wird. Bei mehr Strom werden die Nerven deutlicher gereizt und alles wird lauter. Nur wenns im Auge zuckt oder die Mundwinkel, dann ist zu viel Strom. Die Spannung stimuliert dann auch andere umgebende Nerven; dass ist aber bei mir nie der Fall. Das habe ich erst hinterher verstanden, weil meine Technikerin immer sagte, dass Sie mich beim Lauterstellen beobachtet hat, ob ich irgendwie reagiere.
Inzwischen habe ich auch die Röntgenaufnahmen von meinem Ohr erhalten. Dort kann man sehr gut das Implantat erkennen. Aufgereiht wie bei einer Perlenkette sind die Elektroden angebracht.
Naja, kann man also am Ohr oder auch im Ohr haben, die Perlenkette...
Im Augenblick fühle ich mich irgendwie austherapiert, weil ich nicht weiß, ob es noch besser werden kann. Will sehen, was mein HNO Arzt sagt. Ab Januar habe ich Logopädie-Stunden. In einem halben Jahr will ich auch zur REHA.
Und nach Weihnachten geht das mit dem Saxophon wieder los....
Gruß Norbert