Reversibilität von CI-OP

  • Weiß jemand, wie reversibel die CI-Operation ist? Laut HNO-Arzt lässt sich das CI entfernen, aber was ich bislang nicht weiß, ist, inwieweit dadurch Hörnerven o.ä. verändert werden?
    Ich las kürzlich von Forschung an Mäusen, wo es gelang, per Viren Gene einzuschleusen, die neue Haarzellen ausbilden können. Daß es noch ewig dauern wird, bis das zu einer Therapie für Menschen führen könnte, ist mir klar, aber wie sähe es denn ggf. aus, wenn man sich jetzt ein CI setzen lässt? Verbaut man sich damit so eine Therapie, weil das Gehör zu sehr verändert wird, oder lässt sich das so komplett rückgängig machen, daß man mit gesunden Haarzellen wieder normal hören könnte?

  • Deine Fragen hatten mich auch einmal beschäftigt, jedoch kann ich Dir keine wirklich befriedigende Antworten geben, weil ich mich später für normale CIs entschieden hatte. Dennoch möchte ich mir ein paar Dinge beitragen.

    Der Klassiker mit den Mäusen und die Anwendung beim Menschen ist für mich eher hypothetisch zu betrachten. Das führt zu weiteren Fragen:
    a) Wird es jemals möglich sein beim Menschen gesunde Haarzellen effektiv und nachhaltig einsetzen zu können?
    b) Wann wird das ggf. möglich sein und sich dann auch als Verfahren bewährt haben?
    c) Wieviel Zeit geht bis dahin verloren, die man mit einem CI (wahrscheinlich erfolgreich) hätte nutzen können?


    Interessant ist im Zusammenhang mit dieser Idee womöglich der Ansatz einer restgehörerhaltenden OP. Davon hörte und las ich mal kurz, weitere Infos dazu habe ich jedoch nicht. Allerdings würde ich auch hier lieber vorher die Vor- und Nachteile abwägen.

  • Ich kann diese Gedankengänge auch gut nachvollziehen. Ich hatte (habe?) auch große Angst, dass die CI-OP der falsche Weg ist...dass doch noch ein Wunder geschieht und das Gehör so unerwartet zurückkommt, wie es verschwunden ist. Dass noch irgendwelche andere Behandlungsmethoden anschlagen...aber davon löse ich mich jetzt. Ich will nicht weiter so eingeschränkt leben und auf das Unmögliche warten.

    In meiner Reha in Bad Nauheim wurde in einem Vortrag auch die Forschung hinsichtlich Haarzellen-"Rekonstruktion" angesprochen. Dort hieß es "Das wird in diesem Raum niemand mehr erleben". Auch wenn die OP ein großer Schritt ist - vielleicht ist sie genau das "Wunder", auf das wir warten. ;)

    Linksseitig durch Hörsturz 2016 ertaubt, rechts normales Gehör

    operiert in Bielefeld am 08.06.2017; MedEL Sonnet links

  • Hallo Culthero,

    ich kann ebenfalls diesen Gedanken an einer Reversibilität von einer CI-OP nachempfinden. In welchem Zustand die Cochlear nach einer Explantation ist, hängt von vielen Faktoren (OP-Technik, Ertaubungsgrund, Wahl des Elektrodenbündel etc.) ab. Heute wird zum Beispiel anders implantiert als vor 30 Jahren, daher stehen mir z.B. weniger Optionen zur Verfügung. Zudem kann es immer wieder passieren, dass beim Entfernen des Elektrodenbündel die Cochlear in sich zusammenfällt. Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten.

    Seitdem ich 1990 implantiert worden bin, habe ich mir taubes Ohr für neue Operationstechniken und als Reserve, falls eine Reimplantation auf meiner implantierten nichtmehr möglich ist, "aufgehoben". Damals existierten noch keine Langzeiterfahrungen und diesem Grund konnte kein Arzt eine Prognose aussprechen, wie oft eine Reimplantation überhaupt durchführbar ist.

    So, nun habe ich fast 30 Jahre gewartet, und hat sich diesbezüglich nicht weiteres getan. Wenn ich noch länger warte, dann ist der Nutzungsgewinn vom CI-Implantat nur bescheiden. Ich denke eigentlich, dass ich viel, zu viel Zeit vertrödelt habe. Deswegen schließe ich für mich das Thema ab, und kann auch damit leben, falls eine andere Methode zum Wiedererlangen einer Hörfähigkeit entwickelt wird.

    Liebe Grüße

    Karin

    rechts: von Kindheit an mittel- bis hochgradig schwerhörig, letzter Hörsturz mit 22 Jahren verursachte totale Taubheit.

    Juli 1990: in Hannover CI-Operation, aktuell Nucleus 6, CP920


    links: geburtstaub, Juli 2017: in München-Großhadern CI-Operation, EA: 07.08.17, aktuell Nucleus 6, CP920

  • Herzlichen Dank für Eure Antworten! Ja, ich hoffe wohl auch noch auf ein Wunder... noch ist das magische halbe Jahr nicht rum, in dem angeblich noch eine spontane Selbstheilung möglich ist. Aber da ich mir nicht nur Sorgen mache, wie sich die OP auswirkt, sondern auch um mein gesundes Ohr, ob das durch den zusätzlichen Stress des einseitigen Hörens auch noch geschädigt wird, werde ich auch nicht viel länger abwarten.

    Wisst Ihr bezüglich der Implantat-Technik von aktuellen Entwicklungen, gibt es da etwas, worauf zu warten sich lohnt, um nicht veraltete Technik im Kopf zu haben?

    Restgehör erhaltende OP? Wie unterscheidet die sich denn von der "normalen" CI-OP?
    Restgehör ist zwar bei mir nur in der Theorie da, 10-15%, im realen Leben hör ich auf dem Ohr gar nichts - aber es
    wäre ja ggf. für zukünftige Möglichkeiten relevant.

    Liebe Grüße,
    Dominik

  • Hallo Dominik,


    betreffend der Erhaltung eines Hörrestes kann ich deine Überlegungen vollkommen nachempfinden, da sich bei mir dieselbe Frage stellt bzw. gestellt hat. Ich werde Ende Mai 2017 rechts mein CI erhalten, der Tieftonbereich ist noch relativ gut. Es stand die Überlegung an, nur eine kurze Elektrode einzuführen, um den Hörrest, der dann mit einem HG unterstützt werden kann, zu erhalten. Jedoch ist in meinem Falle die Hördynamik schlecht und es besteht u. U. die Gefahr, dass diese sich auch weiterhin auf den noch vorhandenen Hörrest auswirken wird. Aus diesem Grunde werde ich mir nach gründlicher Rücksprache mit der Oberärztin dann doch eine lange Elektrode legen lassen, damit später nicht re- und dann eine lange Elektrode implantiert werden muss. Ich weiß sehr wohl um die Gefahr, dass mein rechtes Ohr aufgrund der OP oder in der Zeit danach vollständig ertauben kann - da graut es mir auch vor, aber das Risiko einer weiteren OP ist uns einfach zu hoch. Ich habe ja zum Glück noch das linke Ohr, das mit einem HG versorgt ist und auch noch einen relativ guten Hörrest im Tieftonbereich hat. Meinen Mann mit seiner tiefen Stimme werde ich dann auch erst mal weiterhin, mit Pech, dann nur mit dem linken Ohr auch ohne CI und HG hören. Was evtl. später mal passiert, mache ich mir jetzt keine Gedanken, da ich sonst wahnsinnig werden würde. Ich konzentriere mich erst mal auf die eine OP ;) .

    Ich würde an deiner Stelle auch nicht zu lange mit einer OP warten, da das angestrengte Hören den gesamten Körper sehr belastet und nicht nur das noch gesunde Ohr.

    Liebe Grüße und ich hoffe, dass du die für dich richtige Entscheidung treffen wirst!

    Von Geburt an hochgradig schwerhörig beidseitig, im Laufe der Jahre an Taubheit grenzend schwerhörig beidseitig
    OP rechts am 31.05.2017 Uni Köln, EA am 17.07.2017, Cochlear Kanso
    links HG, zurzeit Resound Linx wegen Kompatibilität zu Cochlear

  • Hallo Dominik, :)

    auch ich hatte zuerst Angst um mein Restgehör im Tieftonbereich. Da ich mit dem linken Ohr seit über 40 Jahren nicht mehr telefonieren
    konnte bzw. kein Sprachverstehen am Telefon mehr hatte, hat man mir auch die kurze Elektrode implantiert. In der Hoffnung mit einen EAS weiter zukommen.So war es jedenfalls geplant.
    Und trotzdem habe ich leider das Restgehör komplett verloren. :(
    Aber heute bin ich nicht mehr traurig darüber, denn das CI ist nur ein Hörgewinn. :thumbup:

    Gruß

    Karin :)

    hochgradige Innenohr-Schwerhörigkeit seit Geburt (10 Wochen zu früh) *1957
    hatte 1958 schwere Mittelohrentzündung
    L: HG Phonak Audeo Yes V - OP 19.11.2015 MED-EL Synchrony Flex 24 SP: Sonnet EA: 15.12.2015
    R: HG Phonak Audeo Yes V - OP 10.10.2016 MED-EL Synchrony Flex 28 SP: Sonnet EA: 08.11.2016

    Wir stellen uns vor: "Vorstellung einer Neuen"

    Erfahrungsbericht: "Mein Weg zum besseren Hören"

  • Hallo,

    es wird heutzutage oftmals VERSUCHT dass es Restgehörerhaltend operiert wird - allerdings kann dies kein Arzt garantieren.
    Oftmals wird das Restgehör überschätzt.... man meint man hört noch viel, aber lt. Messung ist möglicherweise nicht mehr verwertbar
    Bei einigen CI-Träger die nach der OP ihr Restgehör haben waren froh, dass bestimmte Frequenzen dann noch wahrnehmen konnten, wenn man den Prozessor nicht auf hatten, aber es kann passieren, dass das Hörenlernen mit dem CI das Restgehör störend sein kann, dass einige wiederum Ihr Prozessoren als vollwertigen CI umprogramieren liessen.
    Besprecht das mit den Ärzten bei der Voruntersuchung inwiefern das Restgehör verwertbar sind etc.
    Wenn bei verkürzte Elekrode das Restgehör verschwindet, muss nicht zwangsläufig neu implantiert werden, sondern die Elektroden werden anders programmiert und kann dann als vollwertige CI genutzt werden.

    Was die Zukünftige Forschungen anbelangt, das wird meiner Meinung noch eine Weile dauern bis sich wenn überhaupt durchsetzt. Man darf auch nicht vergessen, dass diese Methode dann noch in den "Kinderschuhen" steckt bis dann "ausgereift" ist
    Wenn ich daran denke wieviele CI-Träger Ende der 90er Jahren sagten, nö das CI kommt bei mir nicht rein, das Hörgerät reicht und höre noch viel (auch ich dachte anfangs so)......zu der Zeit gab noch keine Langzeiterfahrungen. Das CI gibt inzwischen mehr als 30 Jahren und anfang 2000 liesen sich dann immer mehr Frühschwerhörigen sich implantieren - die meisten die ich kenne sind zufrieden. Inwiefern das Sprachverständnis erreicht wurde war dennoch individuell. Wenn man genau beobachtet was wann wo wirklich verstehen tut, merkt man oftmals wie wenig das sein kann (muss aber nicht), da auf Restgehör ankommt inwiefern diese wirklich vorhanden ist.
    Ich selbst dachte bis OP komme mit HG noch klar, aber merkte mit zunehmender Zeit wie anstrengend auf Dauer sein kann und der Tinnitus immer öfters auftrat. Bei meinem Selbsttest vor der CI-OP Entscheidung - nach dem Hörsturz merkte ich, dass das Verstehen vom TV schon NULL war - Mit CI verstehe ich zumindest den TV auch ohne UT.

    Gruß
    Wallaby

  • Hallo an Alle,
    man sollte immer an das jetzt und heute denken und nicht darauf warten, was noch alles an Verbesserungen und Techniken kommen kann. Ich habe auch jemand kennengelernt, der nur ein Ohr mit CI hat und mit dem anderen warten will, bis 1000 Elektroden ins Ohr passen. Die verlorene Zeit und das Hoffen auf etwas, was man sehr wahrscheinlich nie erleben wird, lohnt in keinem Fall.
    Mich interessiert das auch, aber darauf aktiv warten? Nein, freue mich, wenn es heute auch schon gut ist mit der Technik und das Hören klappt...

    Gruß Norbert

    links: Opus 2XS, Flex28; OP 14/09/2012 MHH
    EA: 05/11/2012 erfolgreich

    seit 12/06/2020 Sonnet 2

    rechts: HG (zu nichts nutze...)
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    Offenbarung 21,4
    ...und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer noch Geschrei noch Schmerz...

    Jesaja 35, 4-6
    Sagt den verzagten Herzen: "Seid getrost ..." ...dann werden die Ohren der Tauben geöffnet werden...