Zwangsimplantation - Gericht soll Präzedenzfall schaffen!

  • Betrifft Mutter- Kind- Beziehung. Kind ist meins. Ich gebe es nicht her. Ich höre nichts, also mein Kind soll das auch nicht, weil ich es dann nicht kontrollieren kann.


    "Kirchner/Michaelis definieren Affenliebe in ihrem Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe (1907) als "blinde Zärtlichkeit der Eltern gegen ihre Kinder, welche deren Fehler übersieht, ableugnet und ihnen schadet".

    Und noch zum Thema:

    rechts: CI seit Sept. 2013, danach Opus 2XS (sehr gern)+ Rondo (weniger gern). Seit 7.07.2020 Sonnet 2.
    links: Schwerhörigkeit bei Otosklerose, HG von Phonak

    4 Mal editiert, zuletzt von Lucy (22. November 2017 um 18:30)

  • Liebes Forum,

    ich leite euch hiermit eine Nachricht von Karin Kestner weiter zur Info:

    "

    Schönen Gruß von Karin Kestner:


    Die Eltern haben mich um Unterstützung gebeten.

    Ich habe Stellungnahmen gesammelt und weitergeleitet.

    Ich habe das Jugendamt und Anwälte über Gehörlosigkeit und CI informiert.


    Ich wurde nicht in den Gerichtssaal gelassen, weil es eine
    nicht öffentliche Verhandlung war.

    Das Gericht hat mich nicht als Beraterin oder Expertin angelehnt, ich durfte
    nur nicht im Saal sein.


    Ich konnte, weil ich als Beraterin für die Eltern tätig bin,
    nicht als Dolmetscherin geladen werden.

    Außerdem dolmetsche ich aufgrund meiner Krebserkrankung nicht mehr."

    Wiebke
    mit Sohn (20 Jahre) mit 1 HG und 1 CI

  • Also bei kleinen Kindern ist es ja klar, dass hier die Eltern entscheiden, ob ihr Kind ein CI bekommt oder eben nicht.
    Außerdem kann das Kind später evtl. immer noch selbst entscheiden, wenn es erwachsen ist, ob es sich noch ein CI implantieren lässt oder nicht.

    Was Dr. Roland Zeh zu der Sache sagt im Facebook-Post klingt für mich schon nachvollziehbar. Gegen den Willen der Eltern ein Kind implantieren lassen ist auch nicht gerade super...  :huh:


    Liebe Grüße ReCI

  • Hallo Reci

    Außerdem kann das Kind später evtl. immer noch selbst entscheiden, wenn es erwachsen ist, ob es sich noch ein CI implantieren lässt oder nicht.

    wenn ein Kind von Geburt an auch mit HG gar nichts hört, dann ist doch die Wahrscheinlichkeit, dass ein CI im Erwachsenenalter noch was bringt, sehr, sehr unwahrscheinlich. Die Eltern entscheiden also in nahezu allen Fällen endgültig- für oder gegen das CI.
    Natürlich sollte die Entscheidung im Endeffekt trotzdem bei den Eltern liegen.
    In der ganzen Debatte hier nzw. in dem Gerichtsverfahren geht es aber, so wie ich das verstanden habe, doch (noch?) gar nicht um eine "Zwangsimplantation", sondern um die Pflicht (oder eben Nicht-Pflicht) an einem Aufklärungsgespräch teilzunehmen. Und da bin ich mir nicht sicher, ob ich eine Pflicht dazu so von vorneherein für schlecht halte. Um eben alle Fakten und Meinungen (sowohl der Gegner als auch der Befürworter) wirklich zu kennen und danach entscheiden zu können (pro oder auch contra CI).
    Ich habe damals (ist jetzt 9 Jahre her) vor unserer Entscheidung für das CI z.B. auch im Internet nach unabhängigen Meinungen/Berichten zum CI gesucht und bin dann auf eine Seite gestoßen, wo behauptet wurde, jetzt würde "endlich mal objetiv über das CI berichtet" (ob es die Seite so noch gibt, weiß ich nicht). Und dann kam eine Liste mit CI-Erfahrungsberichten von Eltern/Erwachsenen mit CI...und diese Berichte waren zu 100 % negativ" ! Gleichzeitig bekam man beim Lesen der Informationstextes zum CI den Eindruck, dass die (sicherloch vorhandenen) Risiken extrem aufgebauscht wurden. Das war FÜR MICH" dann auch nicht mehr objektiv, vor allem da ich zu dem Zeitpunkt schon mehrere Kinder kannte, die sehr profitiert haben. Und da kann es doch gut sein, wenn gehörlose Eltern eben von beiden "Seiten" (wenn man das so nennen kann) aufgeklärt werden.
    Na ja, ist insgesamt ein schwieriges Thema!
    Viele Grüße
    Katja

  • wenn ein Kind von Geburt an auch mit HG gar nichts hört, dann ist doch die Wahrscheinlichkeit, dass ein CI im Erwachsenenalter noch was bringt, sehr, sehr unwahrscheinlich. Die Eltern entscheiden also in nahezu allen Fällen endgültig- für oder gegen das CI.

    Das ist natürlich richtig. Bei mir damals haben sich auch meine Eltern für ein CI entschieden, weil der zweite Hörsturz es nötig gemacht hat.
    Ich bin auch ziemlich dankbar, dass bei mir extra auf das CI2 gewartet wurde von Advanced Bionics.

  • Wie immer, es wird nie so heiss gegessen wie gekocht.... keiner will jetzt und sofort "zwangsimplantieren".
    Andererseits siehe ich es so und finde das jammerschade, dass die Eltern etwas entscheiden, was dem Kind die Zukunft verbauen könnte- als ob ein CI der Leibhaftige in Person wäre. Schade!

    rechts: CI seit Sept. 2013, danach Opus 2XS (sehr gern)+ Rondo (weniger gern). Seit 7.07.2020 Sonnet 2.
    links: Schwerhörigkeit bei Otosklerose, HG von Phonak

    Einmal editiert, zuletzt von Lucy (30. November 2017 um 19:47)

  • Schwieriges Thema, aber es kommen immer mehr Fakten auf dem Tisch. Ich musste schon ziemlich weit vorblättern, um zu erfahren, dass auch die Eltern taub sind. Und dann, nur meine Meinung, kann die aktive Unterstutzung des Hörenlernens mit CI schon problematisch sein bei der Erziehung.
    Ich wünsche, dass die Entscheidung zum Wohle des Kindes ausfällt und auch die Eltern ein Ja dazu sagen können, auch wenn heute noch niemand die Entwicklung abesehen kann.

    Gruß Norbert

    links: Opus 2XS, Flex28; OP 14/09/2012 MHH
    EA: 05/11/2012 erfolgreich

    seit 12/06/2020 Sonnet 2

    rechts: HG (zu nichts nutze...)
    --------------------------------
    Offenbarung 21,4
    ...und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer noch Geschrei noch Schmerz...

    Jesaja 35, 4-6
    Sagt den verzagten Herzen: "Seid getrost ..." ...dann werden die Ohren der Tauben geöffnet werden...

  • Hallo,

    in „Sehen statt Hören“ vom Samstag 23.Dez. wurde kurz hierüber berichtet. Es war eine Sendung welches sozusagen als Rückblick im diesem Jahr gezeigt wurde und welches im nächstem Jahr evtl. Ausführlicher berichtet wird. Dieses Thema soll lt. Bericht weiterverfolgt werden und auf Homepage sind einige Berichte zum Nachlesen enthalten.

    https://www.br.de/br-fernsehen/s…eren/index.html

    Dies nur als Info.

    Gruß

    Wallaby

  • Den obigen Bericht vom BR finde ich sehr gut.

    Diese Diskussion wieder in Erinnerung gerufen hat mir ein aktueller Artikel vom Stern:

    Warum diese Eltern gegen eine Hörprothese für ihren tauben Sohn kämpfen

    Interessant darin finde ich eine Passage am Ende des Artikels, in der die Klinik die Einschaltung des Anwalts aus Gründen des Haftungsrecht erklärte. Damit wolle man zukünftigen Schadensersatzforderungen vorbeugen und keinesfalls eine CI-OP erzwingen. Die Lage wäre eine andere gewesen, wenn die Eltern zu dem Aufklärungsgespräch hingegangen wären, denn dann hätte die Klinik ihre Aufklärungspflicht erfüllen können.

  • Danke für den Link!

    Das mit Absichern gegen Schadenersatzforderungen sehe ich kritisch. Sie hätte einfach aufgeben können. Das wäre dann ein Eingeständnis gewesen, daß die Entscheidung der Eltern Vorrang hat. Die Klinik wäre aus dem Schneider.
    Sollten sie aber den Prozeß gewinnen und das Kind wird implantiert, wäre die Absicherung nichts anderes als sich aus der Verantwortung zur Implantierung gegen den Willen der Eltern zu stehlen. Und DAS ist die Frechheit!

    Was die Aufklärungspflicht betrifft, das Jugendamt hat ja festgestellt, daß die Eltern gut informiert sind und daß keine Kindeswohlgefährdung besteht. Spätestens hier hätte die Klinik auf seiner Seite alles stoppen können, doch sie haben die Sache weiter eskalieren lassen. Daß die Eltern die Einladung der Klinik ausgeschlagen haben, ist hier durch das Jugendamt unerheblich geworden.

    Die Klinik soll hier besser auf die anderen Ärzte, besonders auf Dr. Roland Zeh, hören.

    Es bleibt zu hoffen, daß das Gericht die Eltern stattgibt.
    Denn erhält die Klinik eine richterliche Zustimmung, dürfen wir eines Tages damit rechnen, daß die Wahlfreiheit der Implantate wegfallen wird, da die Ärzte dann nach Gutdünken entscheiden könnten (ich weiß, das ist weit hergeholt, aber dennoch nicht auszuschließen).

    Grüße,
    Bernd

    Links: CI - HiRes 90K Advantage Med Scale - 21.10.2015 / EA: 23.11.2015 - Naida CI Q90 (Upgrade 11.10.2016)
    Rechts: CI - HiRes 90K Advantage Med Scale - 02.09.2016 / EA: 10.10.2016 - Naida CI Q90
    Uni-Klinik Freiburg