Mir ging es keineswegs darum, Menschen, die sich gegen das CI entscheiden, als dumm abzustempeln.
Ja, ist mir schon klar.
ZitatAber ich habe ein Problem damit, wenn die Ablehnung aus "fadenscheinigen" Gründen oder einfach falschen / fehlenden Informationen getroffen wird, wie z.B. der Aussage, dass man dann ein Loch im Kopf hat, dass da etwas durch die Haut stösst, dass man dann nicht mehr duschen kann usw..
Ich denke, die Aufklärung ist da schon sehr weit. Das Steckersystem ist uralt, davon spricht keiner mehr.
ZitatWer der Meinung ist, dass er kein CI benötigt, weil alles prima ist, der darf sich aber auch nicht darüber beschweren, dass die Kommunikation mit Hörenden oftmals schwierig ist.
Ja, ist richtig. Da muss man für sich abwägen, was die größere Hürde oder das größere Problem darstellt: Die OP und der Weg mit CI oder die eingeschränkte Kommunikation zu Hörenden. Ich denke, die meisten Gehörlosen sehen die Hörendenwelt durchaus realistisch und fordern nicht etwa von allen Gebärdensprache oder so.
ZitatAkzeptanz ist etwas anderes. Ich selbst akzeptiere noch lange nicht jeden Menschen, weil er ein Mensch ist! Es gibt Menschen mit Verhaltensweisen, die ich nicht gut finde, z.B. Leute, die einfach keine Lust haben, Arbeiten zu gehen und deswegen H4 bekommen. Akzeptieren, dass dieser Mensch so ist und von mir mitbezahlt wird.. .nee, das tue ich nicht!
Akzeptieren tue ich Tatsachen, die nicht zu ändern sind. Wenn jemand nicht laufen kann, auch wenn er es versucht hat bzw. wenn es medizinisch einfach nicht machbar ist, dann akzeptiere ich das voll und ganz und man sucht gemeinsam ggf. nach Lösungsmöglichkeiten.
Da ist dann ein gesellschaftlicher Druck, medizinisch alles zu versuchen. Du meinst also, wer Hartz4 bekommt, gehörlos ist und noch kein Implant hat, sollte sich operieren lassen, um alles zu versuchen, damit er der Gesellschaft nicht auf der Tasche liegt? Oder verstehe ich den gemeinten Zusammenhang jetzt falsch? Das wäre dann auch eine harte Betrachtungsweise, ähnlich wie die aus dem obigen Bericht zum CI. Die Kosten ggü. der Gesellschaft aufzurechnen, ist gar nicht so einfach. Ich kenne einen, der Hartz4-Empfänger war und dies nach zwei CI-OPs auch noch immer ist, obwohl er mit den CIs besser hört als vorher. Aber tendenziell kann es tatsächlich schon stimmen, dass die prozentuale Zahl der gehörlosen Arbeitslosen ohne Implant größer ist die Zahl der arbeitslosen Implantträger. Beim Aufrechnen der ersparten Hartz4-Kosten und vielleicht auch Dolmetscherkosten (braucht man ja mit CI weniger) mit den OP-Kosten der CIs (inkl. Batterien, Rehakosten und Reimplantationen) wird dann irgendwann, wenn der Gehörlose ohne Implant länger auf Hartz4 bleibt, eine positive Bilanz für die Implantation herauskommen. Eine Garantie gibt es aber auch dabei nicht, zumal Gehörlose auch ohne CI arbeiten können.
Zitat
Ich denke, dass muss man also viel differenzierter betrachten. So kann ich durchaus akzeptieren, dass jemand kein CI möchte, aber ich kann es nicht akzeptieren, wenn dieser jemand sich tagtäglich darüber beschwert, wie anstrengend doch die Kommunikation ist!
Wer sich tagtäglich darüber beschwert, wird sich sicher über ein CI Gedanken machen :).
ZitatKurzum: jeder ist für sein Glück verantwortlich. Für mich ist das CI eine wahnsinnige Erleichterung im Bereich Kommunikation, ohne das ich meinen Job, wie ich ihn jetzt habe, nicht ausführen könnte. Das CI ermöglicht mir die Unabhängigkeit von anderen Personen (ich kann telefonieren, muss nicht wen bitten, dieses für mich zu tun), was mit Taubheit und die Nutzung von Gebärdensprache nicht möglich ist.
Ja, ich denke auch, das CI bietet erweiterte Chancen im Berufsleben. Es ist keine Garantie für einen Job, aber man verbessert seine Einsatzmöglichkeiten. Ich selbst habe bei meiner Arbeit auch keinen Kundenkontakt und könnte in dem Bereich kaum eingesetzt werden.
j.