CI-Versorgung beim Kleinkind - Sprachentwicklung


  • Hallo,

    unser Sohn ist jetzt 11 Monate alt und hochgradig schwerhörig.

    Er hört auf einem Ohr ab ca. 85 dB und auf dem anderen Ohr ab ca. 75 dB. Aktuell ist er mit Hörgeräten versorgt und reagiert auch auf die unterschiedlichsten Geräusche.

    Uns wurde eine CI-Implantation auf der schlechteren Seite angeraten um die Sprachentwicklung zu fördern.

    Auch für das zweite Ohr ist ein CI angeraten. Wir sind bezüglich der OP trotz all der Vorteile eines CI immer noch sehr zurückhaltend. Wir haben einfach Bedenken, da es sich um eine Kopf-OP handelt.

    Hat jemand Erfahrung mit einer ähnlichen Hörschwelle ohne CI? Wie verlief die Sprachentwicklung?

    Gibt es auch Vorteile nur eine Seite mit CI zu versorgen und die bessere Seite (75dB) mit Hörgerät versorgt zu lassen?

    Schöne Grüße

    K. Wolf


  • Spezielle Fragen zum CI und Kind kann ich dir leider nicht beantworten. Da ist Pädaudiologe gefragt.
    In meiner Nachbarschaft gab es ein Kind, das hochgradig schwerhörig bzw. an die Taubheit grenzend geboren war. Mit einem Jahr wurde der Junge innerhalb weniger Wochen bilateral mit CI's versorgt. Jetzt wird er drei, hört, spricht, ob sein Wortschatz genau auf dem Level eines 3- jährigen wie es im Buch steht, weiß ich nicht, aber wie ich sehe, er antwortet ohne seinen Gesprächspartner anschauen zu müssen, also scheint es prima zu klappen, zudem er adäquate Antworten gibt. Die Eltern haben nie bereut, ihr Kind frühzeitig implantieren zu lassen. Wie die Mutter mir auch sagte, es ist in naher Zukunft auch eine Regelschule angedacht. Jetzt geht er in den Kindergarten im Ort.
    Ich wünsche euch viel Mut zu einer guten Entscheidung :)

    rechts: CI seit Sept. 2013, danach Opus 2XS (sehr gern)+ Rondo (weniger gern). Seit 7.07.2020 Sonnet 2.
    links: Schwerhörigkeit bei Otosklerose, HG von Phonak

  • Hallo,
    wie sehr euer Sohn von einem (oder 2) CIs profiterien würde, kann keiner vorhersagen. Und natürlich könntet ihr erst das schlechtere Ohr implantieren lassen und dann noch schauen, wie sehr euer Sohn davon profitiert und dann später wegen dem 2. Ohr überlegen. Als mein Sohn damals mit etwas über 1 Jahr implantiert wurde, war das sogar der übliche Weg (nach meinem Eindruck), erst in letzter Zeit begegnen uns in der CI Reha immer wieder Kinder, die gleichtzeitig auf beiden Ohren implantiert wurden.
    Bei meinem Sohn lagen ziwschen den 2 CI-OPs 3 Jahre (das hatte aber spezielle Gründe, sonst hätte er das 2. CI früher bekommen). Bei ihm war es so, dass er, sobald er das 1. CI hatte, das HG am anderen Ohr nicht mehr tragen wollte. Vermutlich, weil er auf dem Ohr selbst mit HG viel zu wenig wahrgenommen hat im Vergleich zum CI Ohr.
    Bei uns ist es aber auch eine etwas andere Situaton, da mein Sohn laut Bera auf beiden Seiten mindestens bis 100 dB nichts gehört hat (mit HG lag die Hörschwelle so bei 60-80 dB vor den CIs). Von daher kann cih dir auch nicht mt Erfahrungen mit einem Kind mt ähnlchen Hörschwellen dienen (zumal mein Sohn mehrfach behindert ist). Hört dein Sohn denn in allen Frequenzbereichen gleich? Wie ist es mit hohen Frequnzen?
    Versteht er Sprache?
    Erik hört jetzt mt CI in allen Frequenzbereichen so ab 20-30 dB, spricht geflüstere Wörter nach (ohne das Mundbid zu sehen) und spricht dafür, dass er eine zusätzlche geistige Behinderung hat, recht gut.
    Ich wünsche euch eine Gute Entscheidung! Gerade wenn das Gehör nicht so ganz schlecht ist wie be uns, sicher nicht leicht, sich zu entscheiden.
    Gruß
    Katja

    Einmal editiert, zuletzt von Katja_S (27. April 2016 um 19:06)

  • Hallo,
    herzlich willkommen hier!
    Mein Sohn ist jetzt 17 und hat erst mit knapp 15 sein CI auf der völlig tauben Seite bekommen.
    Auf der anderen trägt er weiter sein HG. Da er immer damit gehört hat und auf der linken wegen langer Taubheit und mangendem Übungswillen kein gutes Sprachverständnus mit dem CI hat, ist sein HG Ohr weiter das führende Ohr.
    Ich kenne auch mehrere Kinder, die mit (früh implantiertem) CI und HG auf der anderen Seite durchs Leben gehen.
    Das geht schon gut.
    Die OP selber stecken die Kinder wohl gut weg. Aber ich kann Euch gut verstehen, wir haben schließlich auch sehr lange damit gewartet. Bei uns waren die Bedingungen aber völlig anders. Und wir hatten u.a. gesundheitliche Gründe für das Aufschieben.
    Ich weiß, dass z.B. in der MHH in Hannover schon viel kleinere Kinder operiert werden, falls diese Info für Euch wichtig ist.
    Ich würde an Eurer Stelle vielleicht noch eine zweite Meinung einholen. Warum sie Euch das CI anraten, ist für uns nicht nachzuvollziehen, weil uns Infos fehlen.
    Die Sprachentwicklung kann ja jetzt noch nicht beurteilt werden. Hat es also vielleicht etwas mit den Messergebnissen mit HG zu tun, dass sie den Eindruck haben, er bräuchte noch ein CI?
    Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass das Leben mit einer hochgradigen Schwerhörigkeit auch trotz ausreichender Sprachentwicklung super anstrengend sein kann.
    Mein Sohn ist ja auf seinem HG Ohr etwas weniger schwerhörig als Euer Kind, auf dem anderen Ohr ist er taub. Und er ist hörend geboren und hat vor seiner Erkrankung auch schon gesprochen.
    Seine Sprachentwicklung verlief völlig unkompliziert. Aber je älter er wurde, desto anstrengender wurde sein Leben. In der Schule wird das Hören einfach immer wichtiger. Er hatte i.d.R. einen Schultag "off" die Woche.
    Deshalb haben wir alle zusammen uns dann für das CI entschieden.
    Das ist natürlich für jedes Kind anders.
    Die Sprachentwicklung selber ist von sehr vielen Bedingungen abhängig. Gibt es weitere Beeinträchtigungen, wie ist die Förderung, wie sind die Ressourcen des Kindes, bleibt der Hörstatus so oder verschlechtert er sich, wie gut sind die HG angepasst usw. Man kann es nicht sagen. Leider.
    Die Frage ist, wie lange könnt Ihr warten und schauen, ob er mit HG spricht, ohne ihm die Chance auf eine gute Entwicklung durch eine frühe Implantation zu nehmen. Aber auch mit CI kann Euch leider niemand garantieren, dass es gut und problemlos läuft.
    Ihr solltet ihm auf jeden Fall auch Gebärden anbieten. Wenn die Sprachentwicklung sich durch das Hören verzögert, dann entwickelt sich immerhin sein Geist weiter, weil er Worte und Bezeichnungen für die Dinge haben wird. Es ist dann egal, ob sie akustische oder visuelle Worte sind. Kontakt und Kommunikation gehören auch zu einer guten emotionalen Entwicklung.
    Und es hilft auch ungemein, wenn mal keine Geräte getragen werden und man sich als Erwachsener trotzdem verständlich machen kann.
    Liebe Grüße, otoplastik

    Sohn, 18 Jahre, li. taub und re. hochgradig seit 14. LM, rechts HG (Phonak Naida Link), links CI seit 01/14 (Naida Q70)

  • Hallo,

    danke für die schnellen Antworten. Sie haben uns mit Ihren Erfahrungen schon weitergeholfen. Wir lassen die Hörschwellen unseres Sohnes nochmals per BERA überprüfen und entscheiden dann weiter.

    Schöne Grüße

    K. Wolf