Hallo liebe "Blechohren" und die es noch werden!
Ich bin der Jochen und ein 1960er Jahrgang. Meine hochgradige Schwerhörigkeit und eine spastische - leichte - Tetraplegie habe ich von Geburt an. Erst im Alter von 7 Jahren wurde ich mit einem "Taschen-Hörgerät" in der Größe in einer Zündholzschachtel versorgt. 1975 erfolgte eine monaurale Versorgung mit dem ersten "Hinter dem Ohr-Gerät"; 5 Jahre später binaural. Ich habe eine Schwerhörigen- und Gehörlosenschule in Osnabrück besucht und verließ diese mit dem Hauptschulabschluss. Dann war ich in einer Werkstatt für Behinderte tätig, bevor ich in den frühen 1990ern im schönen Heidelberg eine Ausbildung zum Bürokaufmann absolvierte. Nach zwei Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen entschied ich mich für die Rente wegen Erwerbsunfähigkeit.
Bis Mitte der 1990er Jahre war es für mich kein Problem, eine binaurale Versorgung zu erhalten. Durch seither von der Politik und aber auch von den Krankenkassen forcierten Sparmaßnahmen in unserem Gesundheitswesen wurde es zunehmend schwerer und so musste ich bis jetzt das Sozialgericht wegen jeder berechtigten Wiederversorgung "bemühen"..... - nicht immer mit Erfolg.
Aktuell liege ich mal wieder mit meiner Krankenkasse seit Sommer 2011 in Clinch um eine binaurale Wiederversorgung mit HdO-Geräten des Typs PHONAK Naida V UP. Meine Krankenkasse interessiert noch nicht mal das Grundsatzurteil von Dezember 2009 des BSG! Also zerrte ich diese wieder vor den Kadi.... Laut Anwakt kann das Verfahren bis zu 6 (!) Jahren dauern.....
Da sich seither mein Gehör vor allem des linken Ohres wieder im Sturzflug verschlechterte und ein Hörgerät nach Ablauf des turnusgemäßen Reparatur-Budgets ganz kaputt ging, musste jetzt ne andere Lösung her.
Die freundlichen und sehr kompetenten Ärzte der Klinik für Audiologie und Phoniatrie der Charité empfahlen mir schon 2002 erstmals ein CI. Ich persönlich fand die Zeit noch nicht reif und war mit den Hörgeräten bisher eigentlich zufrieden.
Ich war im Centrum für Cochlear Implant Rehabilitation Berlin-Brandeburg zur Beratung. Eine sehr nette Logopädin beriet mich sehr gut zum Thema CI. Es wurde mir klar, dass es kein Spaziergang wird und das CI im Verhältnis zum Hörgerät ein Quantensprung darstellt. Es tauchte aber auch die Frage auf, wie Spastik und Gleichgewicht drauf reagieren würden...? Ich hatte natürlich auch Erwartungen. Inzwischen habe ich begriffen, dass ich auf unterstem Level anfangen muss...
Die nette Logopädin vermittelte mir ein Beratungsgespräch mit Dr. Mir-Salim vom Vivantes Klinikum im Friedrichshain (KFH) - Hörzentrum Berlin HZB. Inzwischen war ich auch bei Dr. Mir-Salim zu zwei Beratungsgesprächen.. Er ist ein seriöser und solider Arzt sowie vor allem auch Mensch. Zu keinem Zeitpunkt versuchte er mich, auf ein CI festzulegen - was Ärzte in anderen Kliniken hin und wieder gern versuchen. Meine Cousine - eine erfahrene Kinderärztin in Rente - begleitete mich jeweils beratend bei den Gesprächen. "Dann muss ich wohl ins kalte Wasser springen!" sagte ich hinterher zu ihr. "Und die Kuh ist endlich vom Eis."
Wegen meiner Spastik wurden diverse Voruntersuchungen zum CI gegen Ende August im KFH in Vollnarkose durchgeführt. Es waren MRT, CT und BERA.. Die Intubationsnarkose verlief komplikationslos. Die akustischen und anatomischen Voraussetzungen sind sehr gut.
Also bekam ich alle erforderlichen Unterlagen und meine Krankenkasse bewilligte das CI ohne große Probleme trotz des laufenden Rechtsstreits um die Hörgeräte! Per Mail musste ich mich einmal in Erinnerung bringen und dezent auf den herannahenden schon vereinbarten OP-Termin hinweisen. Am Tag darauf bekam ich die Kostenzusage.
Und nun ist es soweit: Am kommenden Dienstag, den 30.10.2012 bin ich dran! Dr. Mir-Salim und sein Team werden ein CI in das linke Ohr implantieren....
Nach der geplanten Erstanpassung gegen Ende November werde ich dann meinen Anwalt beauftragen, ein Hörgerät weniger zu erstreiten.
Zu meinem Hobby: Ja, ich kann's doch net lassen! :wink: Seht selbst: Ein Ex-Hobbychemiker stellt sich vor...