Hallo,
nun mein Bericht, wie es mir so geht, was war und was kommt. Bis zum 6 Lebensjahr konnte ich auf beiden Ohren normal hören, nach einer Operation am Hals ist dann wohl beim Aufsägen des Gips was dumm gelaufen und es sollen Blutäderchen im linken Ohr geplatzt sein. Ist 45 Jahre her, keiner weiß mehr was. Seitdem höre ich schlecht und trage links ein Hörgerät. Etwas später hatte ich rechts einen Hörsturz, der nicht erkannt und behandelt wurde. So hatte ich mein zweites Gerät. Da ich normal sprechen lernen konnte, habe ich normale Schulen besuchen können und auch mein Informatik-Studium geschafft. In der gesamten Zeit hatte ich so ein Duzend Hörstürze, immer rechts bis zur absoluten Taubheit. Es wurde aber jedesmal durch Infusionen wieder hergestellt. Die Schwerhörigkeit war an Taubheit grenzend, links war jedoch mein "gutes" Ohr und habe auch nur mit links verstanden.
Anfang 2011 dann das Theater: Ich merke, dass sich etwas verändert hat links. Zum ersten Mal in meinem Leben. Ich vermutete zuerst, dass es an den Hörgeräte lag, die die ich erst seit einigen Monate neu hatte und durch mein Lauftraining feucht geworden sind. Der HNO-Arzt bestätigte aber mein Hörverlust. Danach kam Krankenhaus, Hörgerät anpassen usw. Mal war es besser, mal ganz weg, dann wieder besser, wie bei einer Achterbahnfahrt. Erst nachdem ich den HNO-Arzt gewechselt habe, wurde mir der Vorschlag mit einem CI genannt. Seitdem, das sind bis heute 18 Monate, habe ich alles, was ich finden konnte darüber, studiert.
Zuerst war ich in Norddeutschland in einer Klinik, um die CI-Tauglichkeit abzuklären. MRT und CT waren ok, aber leider haben die Leute hier in erster Linie versucht, aus meinem Hörgerät -ich konnte ja noch ein bisschen hören- noch mehr rauszuholen. Kurzum, ich war danach alle 3 Monate wieder da, um meine neu eingestellten Hörgeräte vorzuzeigen. Nur leider hat das nie gepasst, da es ja heute so und morgen so war mit dem Hören. Also wieder nach Hause und wieder hin. Zuletzt wurde mir gesagt, das ich mit dem Hörvermögen noch 10 Jahre warten könnte, da es noch ausreichend ist. Als ich dann wieder später da war, waren nur neue Ärzte um mich herum, stellten noch einen weiteren CI-Anbieter vor und meinten, in ca. 3 Monaten könnte die OP sein. Das hat gereicht. Ohne neue Hörprüfung usw.; ich dachte, die verwechseln mich....Außerdem hatte ich immer gelesen. dass noch eine dreitägige Voruntersuchung kommen muss, bevor die endgültige Empfehlung ausgesprochen wird.
Sicher ein Einzelfall, aber nun wollte ich eine zweite Meinung haben und meine KK sagte, ich sollte doch mal zur MHH, da zwischen der MHH und meiner Krankenkasse ein integrierter Versorgungsvertrag besteht. Dass die MHH sehr gut ist, wusste ich, kannte aber auch Leute, die über ein Jahr auf einen Termin gewartet haben.
Einen Termin für die 3 Tage VU bekam ich sofort. Hier war alles ok. Dann, 4 Wochen später, der OP-Termin!! Ich dachte zuerst, die haben sich mit der Jahreszahl vertan. Um die Zusage der KK brauchte ich mir keine Gedanken machen, der ärztliche Rat war ausreichend.
Während der ganzen Zeit war meine liebe Frau auch da und hat sich ein Hotelzimmer genommen. So konnten wir gemeinsam hin und wieder zurückfahren.
Ich bin also seit letzten 14 Tagen raus und habe die OP nun hinter mir. Es hat alles gut geklappt. Naja, nach 3 Stunden operieren sollte man das Implantat auch wohl rein gekriegt haben in die Ohrschnecke...... Außerdem meinte der Arzt hinterher, dass ich einen "großen" Kopf hätte. Vielleicht hat er das Innenohr ja auch erst mal suchen müssen....
Aber es war alles ok. Drei Tage nach der OP schon wieder zu Hause. Die MHH ist nach eigenen Angaben weltweit führend auf diesem Gebiet und die Erfahrung besonders auch danach wird mir sicherlich nutzen. In 6 Wochen, also Anfang November, wird das Implantat aktiviert.
Dann darf ich im Hotel wohnen, die integrierten Versorgungsverträge zwischen der MHH und meiner Krankenkasse machen das möglich.
Ich habe vor der Entlassung auch schon einen Probeton hören können, das war ok. Der Techniker hat gleich nochmal einen anderen Ton nachgeschickt, der war höher, aber auch klar und deutlich. Es klang wie bei einem Tonaudiogramm. Von der technischen Seite her gesehen funktioniert es also.
Die Probleme der anderen Patienten auf der Station wie Schwindel oder starke Schmerzen hatte ich nicht; gleich nach dem Aufwachen bin ich schon wieder alleine aufs Klo...
Und letzte Woche konnte ich zum ersten Mal seit der OP mal wieder unter die Dusche (wie Weihnachten und Ostern auf einem Tag...) und laufe nun ohne Ohrverband und Schleifchen rum. Zumindest zu Hause, draußen noch nicht, damit ich nicht bei der nächsten Gelegenheit den Regenschirm von irgendwem auf der Straße am oder im Kopf habe.
So machen alle artig einen großen Bogen um mich herum.
Bin gespannt, wie es weitergeht. Da bin ich mal mehr oder weniger zuversichtlich.
Auf VOX habe ich eine Reportage mit dem Namen Die Jungen Ärzte gesehen. Diese Reportage wurde in dieser Klinik gedreht.
Mein HNO-Arzt, der auch mitspielt und an einem Samstag oft genug zu sehen war, mit dem hatte ich oft genug zu tun und er hat auch mein Abschlussbericht mit unterschrieben. Ein Autogramm von einem Filmstar..... Aber es war schon was besonderes, alles im Film wiederzuerkennen, was mir kurz vorher selber begegnet ist. Sogar die Stelle, wo ich vor der OP auf die Narkose gewartet habe, war zu sehen.
Etwas störend fand den Eigenlob der drei CI-Hersteller (rot, gelb und blau). Jeder ist der Beste, und nach den Bildern zu urteilen kann man hinterher auch alle Musikinstrumente spielen...
Ich selber lerne und spiele Saxophon. Da habe ich mich erstmal von der Musikschule abgemeldet. Irre laut so eine Tröte, aber ich darf jetzt natürlich auch keinen Druck im Rachen aufbauen, wie es nun mal bei Blasinstrumenten nicht zu vermeiden ist.
Ich habe mich aus verschiedenen Gründen für den OPUS 2XS entschieden, weil für mich das Gesamtkonzept stimmig war. Ob die Entscheidung gut war, wird sich rausstellen. Rechts trage ich erstmal weiter HG.
Gruß Norbert